Bericht der Glücks Revue zum Restaurieren von alten Aufnahmen: Entknacker macht alte Hits wieder jung ! Zeitungsbericht: Glücks Revue vom 29.11.1995 An ausgefeilte Mikrophone war damals nicht zu denken, an digitale Mehrspurtechnik und Schnittplätze schon gar nicht und die Musik wurde auch nicht auf kleine handliche Silberscheiben gepresst, sondern auf schwere, schwarze, zerbrechliche Platten, von denen drei Stück auf ein Kilo kamen. Unsere Eltern und Großeltern störte das Rauschen und Kratzen beim Abspielen der alten Schellackscheiben wenig, es wurde akzeptiert und als notwendiges Übel hingenommen. Heute allerdings ist man verwöhnter. Unverkäuflich all das, was nicht der allerletzten HIFI-Norm entspricht und somit auch all das aus den ersten Jahren der Schallplattenhistorie? Denkste! - Heutige Computertechnologie holt das nach, wovon Aufnahmetechniker von damals nur träumen konnten. Auf das Restaurieren historischer Schellack- Schätzchen hat sich das junge, dynamische Techniker-Team der Kölner TMK Medien Duplikation spezialisiert, und die Ergebnisse sind beachtlich. Grundvoraussetzung: Eine möglichst gut erhaltene Scheibe von damals. Diese wird analog abgetastet und in einem digitalen Schnittplatz überspielt. Während dieses Arbeitsganges durchläuft die alte Aufnahme ihre erste Bearbeitungsphase. Zwischen den analogen Schallplattenspieler und den digitalen Schnittplatz wird ein digitaler „Entknacker“ geschaltet, der in Echtzeit die Störsignale von der Musik trennt und heraus rechnet. Das vorher so störende Knacken und Kratzen verschwindet. Was bleibt, ist das altersbedingte Grundrauschen der alten Schellackscheibe. Diesem wird im nächsten Arbeitsgang der Gar-aus gemacht. Digitale Filter sind heutzutage so präzise in der Lage, musikalische Frequenzen zu sondieren, dass auch hier Stör- und Nutzfrequenzen getrennt werden können. Wichtig ist hierbei allerdings, die Filter so dezent einzusetzen, dass der Klangcharakter der alten Aufnahme erhalten bleibt. Und da sind sie nun wieder: Rudi Schuricke, Johannes Heesters, Marika Rökk, Zarah Leander, Rudi Godden, Horst Winter, Gretl Schörg, kurz und gut, all die Lieblinge von damals. Zu hören auf der mittlerweile 145 CDs umfassenden Nostalgieserie von TMK, die da heißt „ Lang ist's her (mittlerweile 6 Folgen), „Tonfilmpremiere“, Traummusik“, „Sentimentale Reise“ oder die Komponistenportraits von Gerhard Winkler, Franz Grothe, Peter Kreuder, Gerhard Mohr, Fred Raymond oder Harald Böhmelt. - Allesamt Originalaufnahmen von damals, versteht sich. Trotz Monocharakter ist man schließlich erstaunt über die Qualität vieler Aufnahmen, die die Tontechniker vor über 50 Jahren zustande gebracht haben. Und wenn man bereit ist, die kleinen technischen Mängel zu entschuldigen, die der Zahn der Zeit nun doch einmal hinterlassen hat, so ist diese Musik ein tolles Hörvergnügen für Jung und Alt. Und die teilweise bis zu 40 Seiten starken Booklets mit zahlreichen bisher unbekannten Abbildungen bilden ein Lesevergnügen der ganz besonderen Art.
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